Lebensgeschichte Julia Brändle
Frau Julia Brändle, geboren am 6. Mai 1936, führte ein vielseitiges, ereignisreiches Leben, geprägt von Energie, Kreativität und einer grossen Portion Lebensfreude. Neben der nicht kleinen Aufgabe, sechs Kinder grosszuziehen, war sie immer aktiv und voller Tatendrang.
Eine ihrer grossen Leidenschaften war das Jassen. Jeden Mittwoch traf sie sich im „Schäfli“ in Gossau mit einer geselligen Runde von Jassbegeisterten. Der Anlass war nicht nur Spiel und Spass – auch kulinarisch wurde stets etwas geboten. Während andere Kuchen oder Torten mitbrachten, war Frau Brändle bekannt für ihre belegten Brötchen, die sie mit viel Liebe und grosser Sorgfalt zubereitete. Sie verzierte jedes Brötchen kunstvoll: Tomaten wurden zu Pilzen, Gurkenscheiben zu Schnecken, Silberzwiebeln zu zarten Blüten. Die Brötli waren kleine Kunstwerke – bewundert und geschätzt von allen.
Auch in der Küche zeigte sich ihre Kreativität. Sie kochte abwechslungsreich und mit viel Liebe – für ihre Kinder gab es oft neue Gerichte, wobei der Freitag stets dem traditionellen Fladen vorbehalten blieb. Abends, wenn etwas Ruhe einkehrte, griff Frau Brändle zu ihren Stricknadeln. Bunte Decken für Hilfsprojekte entstanden unter ihren Händen – je farbiger und wilder das Muster, desto lieber war es ihr.
Wenn sie nicht gerade am Jasstisch sass, war sie im Garten anzutreffen. Täglich verbrachte sie mindestens eine Viertelstunde draussen, um ihre Pflanzen zu pflegen. Ihre Begeisterung für Blumen war ansteckend – sie zog viele Sorten selbst, sammelte unterwegs Samen und freute sich wie ein Kind über jede neue Blüte. Einmal sprach sie mit einer Spaziergängerin über ihre Blumenvielfalt und begann spontan zu zählen: 72 verschiedene Sorten kamen dabei zusammen.
Frau Brändle war eine Frau, die mit offenen Augen durchs Leben ging, die Freude an den kleinen Dingen fand – und diese Freude gern mit anderen teilte.