Lebensgeschichte Annamarie Wiggenhauser
Annamarie Wiggenhauser wurde am 2. Mai 1929 als zweites Kind geboren. Zusammen mit ihrem drei Jahre älteren Bruder verbrachte sie in der «Schönau» in Gossau eine glückliche Jugend. Ein Kind einer Stickereifamilie zu sein, bedeutete jedoch, schon sehr früh in den oft harten Arbeitsprozess miteinbezogen zu werden. Freizeit war eigentlich ein Fremdwort.
Nach der obligatorischen Schulzeit hätte sie gerne eine Lehre als Schneiderin gemacht, doch das kam für die Eltern nicht in Frage. Sie durfte aber für drei Monate die Stickfachschule in St. Gallen besuchen, um das Nachsticken zu lernen, was sie im Familienbetrieb gut anwenden konnte. Zur Abwechslung von ihrem Alltag arbeitete Frau Wiggenhauser zeitweise als Kochlehrtochter oder auch in einer Pension als Mädchen für alles. In einer Au-pair-Stelle in der Westschweiz erlernte sie die französische Sprache.
Als im Familienbetrieb dringend Unterstützung gebraucht wurde, waren die Eltern noch mehr auf die Mithilfe ihrer Tochter angewiesen. Sie wurde Stickerin, heiratete ihren Mann Max, gebar zwei Mädchen und stickte bis zum Alter von 70 Jahren weiter. In guter Erinnerung bleiben ihr die zahlreichen Stickaufträge von namhaften Textilfirmen wie Schläpfer, Näf, Forster Willi und Altheer. Die Maschine lief jeden Tag und es entstanden herrliche Bordüren für Vorhänge, Unterwäsche, Hochzeitskleider und mehr. Ihr Arbeitstag dauerte meist vierzehn Stunden und länger.
Immer zu Hause zu sein und unter dem gleichen Dach zu arbeiten und zu wohnen, war der geselligen Frau auf Dauer zu wenig. Sie suchte Gesellschaft und trat dem Turnverein Fortitudo Gossau bei. Auch dem Samariterverein blieb Annamarie Wiggenhauser lange treu: 64 Jahre leistete sie unzählige Einsätze als Samariterin bei Veranstaltungen. Unterwegs zu sein, hat ihr schon immer viel Freude bereitet. Sie hat bereits viele Reisen in der Schweiz und ganz Europa unternommen. Jetzt, mit 95 Jahren, vergnügt sie sich mit kleineren Ausflügen.