«Wenn ihr tagsüber streitet, dann versöhnt euch vor dem Einschlafen…»

Lebensgeschichte Elisabeth Schmid-Forrer

Frau Elisabeth Schmid-Forrer ist am 24. Januar 1929 in Gossau geboren und bei den Bäckersleuten Forrer vom Mettendorf aufgewachsen. Im grossen Haus ihrer Eltern waren die Wohnräume oben und im Parterre die Backstube, der Laden, das Mehllager und die Waschküche mit dem Waschzuber. Im Dachgiebel ein Taubenschlag und hinter dem Haus ein Stall für die Pferde der benachbarten Bauern. Schon früh half sie in der Bäckerei kräftig mit. Mit ihrem Vater fuhr sie regelmässig zu Fuss die «Fünfpfünder» mit dem grossen Ladewagen von Kundschaft zu Kundschaft, bis zum Altersheim Espel und zurück. Auch eigene Brot-Touren erledigte sie zu jeder Jahreszeit. Im Winter belud sie den Korb mit den grossen Brotlaiben und schnallte diesen auf den Schlitten. Später fuhr sie mit dem Velo aus und belieferte die «Heims», die «Lehnherrs» und viele weitere Kunden bis nach Winkeln. Manchmal gab es ein Trinkgeld von 20 Rappen.

Nach der Schulzeit musste Frau Schmid die Kurse in der Frauenfachschule St. Gallen besuchen. Die Mutter meinte, sie müsse das Kochen noch lernen, um später eine gute Hausfrau zu sein. Die Verkaufslehre absolvierte sie auch in Gossau, bei der Familie Heim, im Kaufhaus «Zur Stadt Paris» in der Abteilung «Mode». Die Lehre machte ihr viel Freude. Frau Heim war sehr fürsorglich, rief regelmässig die Angestellten aus den Abteilungen Mercerie, Haushalt, Spielzeuge und Männermode zusammen, schenkte ein Getränk aus und riet: «Wenn ihr tagsüber streitet, dann versöhnt euch vor dem Einschlafen.»  

Zum Lehrabschluss legte Frau Schmid bei der Chefin eine Prüfung ab. Als ausgebildete Verkäuferin stand sie von nun an in der hauseigenen Bäckerei hinter dem Ladentisch.

Mit 16 Jahren lernte Elisabeth Forrer an der 1. August-Feier auf dem Kirchplatz den fünf Jahre älteren Rudolf Schmid kennen. Ihm gefielen ihre langen blonden Locken und auch sie fand ihn einen netten Burschen. Er bat sie schüchtern, sie nach Hause begleiten zu dürfen. Eine sehr scheue und zaghafte Freundschaft begann. Seine Besuche im Bäckereiladen wurden immer häufiger. 1953 war es dann so weit, als sie sich in der Andreas-Kirche das Ja-Wort gaben und zusammen in eine Wohnung an die Sportstrasse zogen. Drei Jahre später wurde ihnen Tochter Jacqueline geschenkt.